Das Projekt „Akustische Stolpersteine“
Das Projekt Akustische Stolpersteine ist wie diese Webseite work in progress.
Fast jede*r kennt Gunter Demnigs Stolpersteine, die der Künstler seit 1996 zur Erinnerung an Opfer aus der Zeit des Nationalsozialismus verlegt. In Berlin stolpere ich fast täglich über die quadratischen Beton-Messing-Pflastersteine mit den Augen, halte manchmal inne und lese die Namen, die Jahreszahlen. Als auditiver Mensch sehe ich weniger Bilder, ich höre vielmehr Klänge, ganz konkrete Klänge. Das klirrende Glas der Novemberpogrome, die Flammen der brennenden Synagogen, das Räderrollen der Deportationszüge. Und ich frage mich, wie klingt Angst? Meine Sinneseindrücke setze ich um in assoziative Klangminiaturen.
Ich glaube an die Kraft der Kunst. Elektroakustischer Klang in der Tradition der Musique concrète ist das Mittel, das ich einsetze, um daran zu erinnern, dass in der Nazizeit so viele Stimmen für immer verstummten, dass jüdisches Leben in Deutschland fast gänzlich ausgelöscht wurde. Mit den Akustischen Stolpersteinen spiele ich gegen das Vergessen an. Und ich möchte Zeichen setzen gegen den Antisemitismus, der immer wieder aufflammt in Worten wie in Taten. Heute. In Deutschland. In unserer aufgeklärten Zeit. Dem muss mehr entgegengesetzt werden als Sonntagsreden, das Niederlegen von Kränzen und Appelle. Ich möchte mit den Instrumenten der Kunst neue Aufmerksamkeit wecken und auch Menschen erreichen, die sich über Bildungsangebote und Medien nicht unbedingt angesprochen fühlen. Dazu führe ich Akustische Stolpersteine auf, ich erzähle vom Schicksal der Ermordeten, nenne ihre Namen, getreu den Worten des Talmud „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“.
Meine Töne, Klänge, Geräusche transportieren dunkle Gefühle, sie sind eher dissonant als wohltönend. Sie irritieren. Das gehört zum Konzept. Ich möchte das Publikum stolpern lassen mit den Ohren.
http://www.stolpersteine.eu
https://de.wikipedia.org/wiki/Gunter_Demnig